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Die Prostatakrebsfrüherkennung soll in Deutschland neu strukturiert werden. Wir haben mit dem Urologen Dr. Frank Schiefelbein über das neue Konzept und seine Umsetzung gesprochen.
Die Deutsche Gesellschaft für Urologie hat in Zusammenarbeit mit dem Bundesgesundheitsministerium und dem Gemeinsamen Bundesausschuss einen erneuten Anlauf unternommen, um einen Algorithmus zur Prostatakrebsfrüherkennung zu entwickeln. Zielgruppe sind Männer im Alter von 50 bis 65 Jahren. Der Anlass dafür ist eine neue Empfehlung der Europäischen Kommission aus dem Jahr 2022, die fordert, dass das Screening-Programm zur Früherkennung von Prostatakrebs in Deutschland verbessert werden muss. Leider befinden wir uns hierzulande immer noch auf dem Stand von 1971, bei dem die Prostatakrebserkennung ausschließlich auf dem Tastbefund der Prostata beruht.
Ein wesentlicher Aspekt ist, dass Männer ein Anrecht auf eine umfassende Beratung zur Prostatakrebsfrüherkennung haben. Wir möchten Männer ausführlich über alle Vor- und Nachteile informieren, die eine solche Früherkennung mit sich bringen kann. Anschließend wird der PSA-Wert strukturiert bestimmt.
Zeigt sich dabei ein hohes Risiko, empfehlen wir eine multiparametrische Magnetresonanztomografie (mpMRT). Wenn die MRT-Bilder den Verdacht auf Prostatakrebs erhärten, führen wir eine Fusionsbiopsie durch, bei der wir Gewebe aus der Prostata entnehmen. Auf Grundlage dieses Gewebebefundes beraten wir anschließend das weitere Vorgehen.
Das Vorgehen im Kurzüberblick:
- 50- bis 65-jährige Männer: Einladung per Post zu einer fachärztlichen Beratung und einem PSA-Test.
- PSA-Wert > 1,0 ng/ml: Wiederholung des Tests nach fünf Jahren.
- PSA-Wert 1-3 ng/ml: Wiederholung des Tests nach zwei bis vier Jahren.
- PSA-Wert ≥ 3 ng/ml: Weitere Risikoabschätzung durch transrektalen Ultraschall (TRUS) und multiparametrische Magnetresonanztomografie (mpMRT).
- PIRADS-Score durch mpMRT ermitteln: Männer mit hohem Prostatakrebsrisiko identifizieren und gegebenenfalls eine Fusionsbiopsie durchführen.
(PIRADS = Klassifikationssystem zur Bewertung der Wahrscheinlichkeit von Prostatakrebs)
Eine positive Familienanamnese – also mehrere Prostatakrebsfälle in der Familie – ist ein gesicherter Risikofaktor für Prostatakrebs. Außerdem hat der erste ermittelte PSA-Wert im Alter von 50 Jahren eine hohe Aussagekraft für das potenzielle Risiko, ob ein Mann an Prostatakrebs erkranken könnte.
Etwa zehn Prozent der Männer haben ein erhöhtes Erkrankungsrisiko. Diese Männer profitieren von einer frühen Diagnose und einer rechtzeitigen Therapie. Das Ziel ist es, genau diese zehn Prozent der Männer frühzeitig zu identifizieren. Wir gehen davon aus, dass sich durch ein organisiertes Screening die Rate an schweren Erkrankungen und Todesfällen senken lässt. Immerhin benötigen 90 Prozent der Männer kein engmaschiges Screening.
Auch Gesundheitsminister Karl Lauterbach spricht sich nun für ein PSA-Screening aus. Er betont, dass ausreichend Daten vorliegen.
Dennoch bleiben die Kritikpunkte des IQWiG bestehen: Ein PSA-Screening führt häufig zu falsch-positiven Befunden, Überdiagnosen und Übertherapien.
Der aktuelle Gesundheitsminister Karl Lauterbach hat nun erkannt, dass die Kritik der Europäischen Kommission an der derzeitigen Prostatakrebsfrüherkennung in Deutschland durchaus berechtigt ist. Die alleinige Tastuntersuchung ist bei Weitem nicht so präzise wie der PSA-Wert und die MRT.
Das IQWiG bezog sich in seiner Bewertung von 2020 hauptsächlich auf die fehlerhaft angelegte PCLO-Studie. Ein unstandardisiertes, unstrukturiertes PSA-Screening, bei dem jeder Mann auf sich allein gestellt ist, ist eindeutig einem organisierten Algorithmus unterlegen. Mittlerweile gibt es genügend nationale und internationale Studien, die eine strukturierte, PSA-basierte Früherkennung unterstützen.
Die genaue Durchführung des Früherkennungsprogramms ist noch nicht festgelegt. Fest steht jedoch, dass die Teilnahme für Männer freiwillig ist.
In diesem Alter soll ja der PSA als erstmaliger Ausgangswert bestimmt werden. Männer über 50 Jahre, bei denen noch kein PSA-Wert bestimmt wurde, können diesen jetzt nachholen lassen. Die Aussagekraft des PSA liegt sowohl in seinem Basiswert, der beispielsweise ab 50 Jahren bestimmt wird, als auch in seiner Entwicklung und der Geschwindigkeit seines Anstiegs. Je nach Höhe des PSA-Werts können weitere Untersuchungen erforderlich sein, entsprechend dem vorgeschlagenen Algorithmus.
Das Interview führte Ingrid Müller.
Umfassende Aufklärung leistet die Patfentenleitlinie „Früherkennung von Prostatakrebs. Eine Information für Männer"
http://www.krebsgesellschaft.de/download/patientenleitlinie_pca_frueherkennung_2012.pdf
Diese Patientenleitlinie wurde von Experten der Deutschen Gesellschaft für Urologie und des Bundesverbandes der Prostatakrebs Selbsthilfe entwickelt, basierend auf der „Interdisziplinären Leitlinie der Qualität S3 zur Früherkennung, Diagnose und Therapie der verschiedenen Stadien des Prostatakarzinoms".
Ihr Urologe oder Ihre Urologin steht Ihnen als kompetenter Ansprechpartner zur Verfügung und wird Sie umfassend beraten. Über die „Urologensuche" im Internet unter www.urologenportal.de können Sie einen Urologen in Ihrer Nähe finden. Der Bundesverband Prostatakrebs Selbsthilfe e.V. (BPS) bietet ebenfalls Beratung im Rahmen der Selbsthilfe an. Sie erreichen sie unter info@prostatakrebs-bps.de, auf der Webseite www.prostatakrebs-bps.de oder über die gebührenfreie Beratungshotline 0800-7080123.
Hier finden Sie außerdem eine gemeinsame Erklärung der Deutschen Gesellschaft für Urologie, der Deutschen Krebsgesellschaft und der Arbeitsgemeinschaft Urologische Onkologie zur Darstellung des PSA-Wertes in den Medien.
PSA-PDF 1 (74 KB)
sowie mit Stellungnahmen der Prostatakrebs-Selbsthilfegruppen
PSA-PDF 2 (52 KB) und PSA-PDF 3 (51 KB)
eine Hilfe zur eigenen Urteilsbildung geben.
Urologische Praxis Nikolaus Milz
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